"Stille Wasser sind tief"
Von dieser dummen und falschen Hoffnung getrieben, verschenkte sich schon manche Göttin der Vorzeit an einen Langweiler. Also: Vorsicht!
Stille Wasser sind meistens: tot.
Ein Mann, der nicht spricht, hat in der Regel einfach nichts zu sagen.
patrizette - 12. Mai, 08:05
"Weak in the presence of beauty" schnulzte die Achtziger-Diva Alison Moyet einst aus dem Batterierecorder meiner lesbischen Freundin, die damals noch versehentlich mit Männern schlief. Sie war Engländerin und gab sich Schwäche und Weichheit gar zu gerne hin: Du-Darfst-Käse im Kühlschrank neben den Sahne-Puddings. Ich litt unter ihrer Inkonsequenz und Verführbarkeit. Nicht, dass ich dadurch Schaden genommen hätte, nein, es war nur mein Wertesystem, das ständig "autsch!" schrie. Im Nachhinein betrachtet, war es eine wundervolle Zeit. Sie mixte mir schrill-bunte klebrige Cocktails mit jeder Menge Flitterstäbchen und weihte mich zwangsweise in die zeitgenössische Madonna-Lyrik ein. Zusammen verführten wir meinen Boyfriend und erfanden die "Du-Darfst-Scheibletten"-Zielscheibe an den Küchenfliesen.
Mittlerweile hat sich der Globus vielfach um sich selbst gekreiselt...und, als wäre es eine Folge der Gravitation, ist das uns allen vertraute 80er-Jahre-Du-also-ich-bin-nicht-stolz-drauf-Deutscher-zu-sein-Wertesystem schlichtweg weggefetzt. Fort ist es. Hinweg.
Geblieben ist das, was so fest mit unserem Stamm verbunden ist, dass selbst die Kernspaltemaschine in's Stottern käme: Kälte, Verwaltungsgeilheit, Feige Heckenschützenbrutalität und Selbsthass. Als Vorturner schicken wir die Profillosesten vor, die, die uns noch mieser vorkommen als wir selbst uns erscheinen. Dann hetzen wir über sie bei einer Tüte Erdnussflips. Immer wieder.
"Deutschland ist hässlich und es wird immer hässlicher", behauptete eine ehemalige Journalistin mir gegenüber vor einer Weile. Sie fasste damit ihre Eindrücke zusammen, die sie beim Reisen in der letzten Zeit gewonnen hatte. Von zunehmender Schroffheit sprach sie, von Verhaltensweisen und Situationen im Alltag, die sie an ihre Kindheit und Jugend erinnerten. Die Dame ist weit über achtzig.
Der schlimmste Satz ist dieses "Wehret den Anfängen" mit dem mittlerweile jede innenpolitische Schweinerei entschuldigt wird.
patrizette - 12. Mai, 07:25